Referentin: Petra Winterholler, 1. Vorsitzende OGV Egling-Heinrichshofen e.V.
Der Trend zum angeblich pflegeleichten Kiesgarten nimmt in Neubaugebieten leider sehr zu. Wir kennen alle schlechte Beispiele in der Nachbarschaft mit einer homogenen, eintönigen Kiesfläche und ein paar Pflanzen. In diesen „Gärten“ sind Jahreszeiten nicht zu erkennen. Man findet keine Blütenfarben, keine Insekten, keine Schmetterlinge und somit auch kein Vogelfutter.
„Eine Ladung Kies begräbt in Sekunden-Schnelle den Boden unter sich, der Jahrtausende für seine Entstehung gebraucht hat“. (Ursula Klement)
Der immer angeführte Wunsch nach Pflegeleichtigkeit wird nicht lange erfüllt. Der Kiesboden heizt sich ohne Pflanzen im Sommer sehr auf, man muss also vermehrt gießen. Im Herbst kommt Laub zwischen die Steine, was unschön aussieht und nur aufwändig oder mit lästig lauten Laubsaugern wenig nachhaltig entfernt werden kann. Unkrautfrei bleibt das Kiesbeet nach einigen Jahren auch nicht, da sich Pflanzen ansamen oder von unten durchwachsen. Nicht zuletzt wird im Lauf der Zeit durch die Zersetzung des Abdeckvlieses auch noch Mikroplastik freigesetzt. Soviel zu den Nachteilen.
Historische Kiesgärten gab es schon immer. So bieten Barockschlossgärten, Japanische Gärten oder Alpine Steingärten wunderschöne Beispiele. In Augsburg ist der Sheridan-Park, ein prächtiger Flächengarten mit Kies und einer Unmenge an gelben Blüten ein sehr gelungenes Vorbild.
Um einen artenreichen Kiesgarten anzulegen, müssen Pflanzen gewählt werden, die Wärme gut vertragen. Viele dieser Pflanzen haben Strategien entwickelt, um Hitze und Trockenheit gut zu kompensieren. Hier sind einige Taktiken aufgeführt:
- Haarige Blätter
- Weißsilbrige Blätter
- Dicke Wachsschicht auf dem Blatt
- Ledrige Blatthaut
- Kleine Blätter
- Sich einrollende Blätter
- Tiefgehendes Wurzelwachstum
- Schließen der Blattspaltöffnungen mit der Folge von weniger Photosynthese.
Um nun ein Kiesbeet herzurichten müssen einige Dinge beachtet werden:
- Der Boden sollte mager und wasserdurchlässig sein
- Er braucht wenig Nährstoffe
- Warmer, sonniger Standort ist wichtig
- Verwendung hitze- und trockenheitsverträglicher Pflanzen
- Standort angepasst; 3 Pflanzen pro Quadratmeter
- Aushub ca. 30 cm
- Den Untergrund tief lockern!
- Kies-Sand-Split-Gemisch (70 – 90%), Rest unkrautfreier Oberboden
- Abschließend eine Mulchschicht mit 5 – 7 cm Kieshöhe mit einer Korngröße von 8-16 mm
Tipps zur Gestaltung:
- Weniger Arten, dafür höhere Stückzahl
- Unter dem Jahr Höhepunkte schaffen; Pflanzen wählen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen oder in Herbst und Winter besonders zur Geltung kommen wie Gräser oder Schilfarten
- Pflanzengruppierungen wiederholen an mehreren Stellen
- Mit Höhen spielen
- Wintergrüne und einziehende Pflanzen, z.B. Zwiebelblumen, verwenden
Im Workshop wurden in Gruppenarbeit noch Kiesgartenbeispiele an Hand der ausgelegten Buchmaterialien und Pflanzenauswahllisten (beim Vorstand erhältlich) erarbeitet. Da es eine Unmenge an passenden Pflanzen, wie Stauden, Kräutern, Zwiebelgewächsen, Gräsern, Schilfen und Immergrünen zur Auswahl gibt, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Bei dieser Artenvielfalt werden sich Bienen, Insekten und Schmetterlinge ebenso freuen, wie die Kiesgartenbesitzer.
Kap