Der heutige Obst- und Gartenbauverein Egling – Heinrichshofen wurde am 1. Januar 1921 als Obstbau- und Bienenzuchtverein gegründet.
Die Wurzeln des Eglinger Ortsvereins reichen allerdings noch weiter zurück. Angefangen hat es 1903 mit dem Obstbau- und Bienenzuchtverein Prittriching und Umgebung.
In der Gründungsversammlung am 15.03.1903 wurde folgende Vorstandschaft gewählt:
Leonhard Meitinger, Pfarrer von Prittriching: 1. Vorstand
Georg Rotter, Lehrer von Egling: 2. Vorstand
Die Versammlungen und Fachvorträge wurden durchschnittlich zweimal im Jahr abwechselnd in den Ortschaften Egling, Scheuring, Winkl, Pestenacker, Schmiechen, Unterbergen und Prittriching abgehalten. Diese Ortschaften waren zu einem Verein zusammengeschlossen. In der Generalversammlung am 6. April 1919 in Winkl beschloss man, vorläufig den bisherigen Vereinsbezirken beizubehalten und für die Zukunft starke lebensfähige Ortsvereine zu gründen.
1921 war es dann so weit: In Egling wurde ein eigener Ortsverein gegründet.
Als erster Vorstand ist in der Eglinger Ortschronik Johann Winterholler angegeben.
Aus den Gründerjahren existiert im Protokollbuch leider kein Eintrag. Bei der ersten niedergeschriebenen Vorstandswahl nach der Gründung, im November 1927, wurde der damalige Hauptlehrer Johann Burkart zum 1. Vorsitzenden und Fritz Drexl aus Heinrichshofen zum 2. Vorsitzenden gewählt. Als Kassier und Schriftführer wurde Johann Hager, von Beruf Oberkommissar, als Zeugwart Anton Thurner, als Beisitzer Michael Weiß bestellt. Der Verein zählte zu dieser Zeit bereits 62 Mitglieder.
Im Jahr darauf gab sich der Verein dann seine 1. Satzung und es erfolgte die Eintragung beim Registergericht. Im §3 – Zweck des Vereins – war folgendes festgehalten:
„ Der Verein stellt sich zur Aufgabe, den Obstbau und die Bienenzucht in den Gemeinden Egling und Heinrichshofen tunlichst zu fördern durch sachgemäße Beratung, Vorträge, Beschaffung von geeigneten Obstsorten sowie durch den Kauf von geeigneten Maschinen und Einrichtungen zur rationellen Obstverwertung im Haushalt beizutragen.“
Die Männer der ersten Stunde ließen den Worten auch gleich die Taten folgen. So wurde im Jahr 1928 eine Eindosmaschine für Fleisch, Obst und Gemüse angeschafft. Der Preis betrug 130 Mark. 1929 erwarb der Verein das Milchhäusle (Milchsammelstelle), Haus Nr. 93 ½, von Benedikt Bartl für 430 Mark, wofür ein Kredit von 250 Mark beim Darlehenskassenverein notwendig war. Eine zugehörige Mosteinrichtung leistete man sich damals für stolze 655 Reichsmark. Mit der neuen Anlage konnten dann auch gleich im ersten Jahr 37 hl Süßmost, das so bezeichnete „flüssige Obst“, gewonnen werden. Zwei Jahre später waren es bei einer Verarbeitung von 120Ztr. Obst 39 hl Most.
Der Preis für das Mosten betrug anfangs:
Für Mitglieder 2 Pfennig / Liter Most
Für Nichtmitglieder innerhalb der Pfarrei 3 Pfennig / Liter Most
Für Nichtmitglieder von Auswärts 5 Pfennig / Liter Most
Wegen des Kraftaufwandes für die mechanische Presse galt folgende Vereinbarung:
„Jeder Mostende hat eine kräftige Person zu stellen, widrigenfalls der Mostwart das Recht hat, eine Arbeitskraft auf Kosten des Mostenden beizuziehen.“
Gewissermaßen als Anerkennung der vorbildlichen Vereinsarbeit hielt der Bezirksverband 1930 seine sogenannte „Wanderversammlung“ in Heinrichshofen ab. Entsprechend der damaligen wirtschaftlichen Bedeutung des Obstbaues und der Bienenzucht, nämlich als einträgliche Nebenbetriebe der Landwirtschaft, standen auch diese Themen gleichrangig im Mittelpunkt der Vorträge.
Die frühen dreißiger Jahre waren geprägt von umfangreichen Pflanzmaßnahmen mit Obstbäumen und Beersträuchern. Als Apfelsorten für die rauhe Gegend wurden die noch heute bekannten „Landsberger Renette“, „Schöner von Boskoop“ und „Rheinischer Bohnapfel“ empfohlen.
Dass trotz allem Bemühen der Beteiligten für eine reiche Ernte auch das Wetter mitmachen muß, erleben wir nicht nur in unseren Tagen. So berichtet die Vereinschronik, dass am 21. Juni 1931 der Hagel die ganze Obsternte vernichtete. In den jährlich zweimal stattfindenden Versammlungen (Frühjahr und Herbst) wurde so mancher praktischer Tipp gegeben.
Ab 1934 leitete Martin Klotz aus Hattenhofen die Geschicke des Vereins, vertreten wurde er von Anton Thurner. Im Jahr 1936 musste die Einheitssatzung des Reichsnährstandes übernommen werden. Ab diesem Zeitpunkt enthält das Protokollbuch bis 1948 keinen Eintrag mehr. Aus dieser Zeit liegt nur eine Aktennotiz beim Registergericht vor. Darin bestätigt der Vorsitzende das Weiterbestehen des Vereins, das Abhalten von Versammlungen, erklärt er jedoch wegen der Wehrpflicht zahlreicher Mitglieder für nicht durchführbar.
Die Nachkriegsjahre
Neu aktiviert wurde der Verein dann 1948 mit 50 Mitgliedern. Martin Bucher aus Egling übernahm den Vorsitz. Als Stellvertreter fungierte Jakob Krebold aus Egling.
In den fünfziger Jahren stand bei den jährlichen Generalversammlungen in den Fachvorträgen in erster Linie Erzeugungsfragen im Vordergrund. Das Themenspektrum umfasste meist die Wahl geeigneter Sorten, den richtigen Schnitt der Obstbäume und Sträucher, Düngungsfragen und die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen.
Schon bald befasste sich der damalige Obstbauverein aber auch mit mehr ideellen Zielen wie z.B. dem Blumenschmuck am Haus und im Garten, nicht zuletzt angeregt durch die aufkommenden Dorfverschönerungswettbewerbe.
Am 1. Januar 1977 gab Martin Bucher den Vorsitz nach 29 Jahren an Karl Genitheim ab und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Mit Martin Bucher übergab Johann Braunmüller das Amt des zweiten Vorsitzenden an den bisherigen Schriftführer Johann Riedmüller. Unter der neuen Führung wurde die Reihe der Vereinsaktivitäten um zahlreiche Veranstaltungen erweitert und breiter gefächert. Der jährliche Vereinsausflug, das Kaffeekränzchen mit Vortrag und verschiedene Kurse wurden zum festen Bestandteil des Vereinslebens. Der Vereinsname wurde in Obst- und Gartenbauverein geändert und die Gemeinnützigkeit beantragt.
Durch die Anschaffung eines Häckslers, eines Vertikutierers und einer Saftpresse wurde das Dienstleistungsangebot stark erweitert. Seit 1991 wird das alte Wasserhaus der Gemeinde in der Bahnhofstraße als sogenanntes „Mouschthaus“ genutzt. Die Mitgliederzahl überstieg 1978 die Hundertermarke, 1982 die Zweihundertermarke und liegt seit Anfang der neunziger Jahre bei über 300.
Im Jahr 1992 konnte mit der Familie Hiermüller in Hattenhofen ein langjähriger Pachtvertrag für die Wiese hinter der Magnuskapelle abgeschlossen werden. Daraufhin erfolgte noch im selben Jahr die Anlage einer Streuobstwiese. Seither wurden des Öfteren Erweiterungen und Ergänzungen am Obstbestand vorgenommen. Der derzeitige Bestand umfasst ca. 50 verschiedene Sorten von Obstbäumen.
Am 16. September 1994 verstarb überraschend der damalige Orts- und Kreisverbandsvorsitzende Karl Genitheim. Sein Stellvertreter Ambros Muschaweck übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden und hatte es bis zum Jahr 2002 inne.
Von 2002 bis Frühjahr 2014 stand Alfons Löffler dem Verein vor und wurde bis 2010 von Franz Braunmüller vertreten. Ab 2010 übernahm Ambros Muschaweck den stellvertretenden Vorsitz.
Im März 2014 ging der Vorsitz auf Angie Mayr über, nachdem Alfons Löffler nicht mehr kandidierte.